Europäische Fahrgäste fordern attraktive Nachtzüge in Europa

In einer mobilen Welt sind die Nachtzüge der Bahnen für die Reisenden häufig ein unverzichtbarer Teil ihrer Mobilitätswünsche. Abends einsteigen und morgens ausgeruht ankommen – das bieten nur klassische Nachtzüge, in denen die Reisenden auch wirklich liegen können. Umfragen unter Fahrgästen haben gezeigt, dass das Schlafen im Liegen als deutlich entspannter und angenehmer empfunden wird als wenn man nur sitzen kann, wie im Fernbus oder im Flugzeug.

Wer morgens ankommen will und das Flugzeug nimmt, muss schon vor dem Wachwerden aufstehen, erklärt Karl-Peter Naumann, vom deutschen Fahrgastverband PRO BAHN, während man im Nachtzug zu dieser Zeit noch herrlich schlafen kann.

Diese Vorteile werden den europäischen Fahrgästen allerdings immer weniger angeboten, national wie international. Umso mehr begrüßen die Fahrgäste, dass sich die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) entschlossen haben einen europäischen Schritt im Nachtreiseverkehr nach vorn zu machen. „Hier macht man nicht an Grenzen Halt“ freut sich Edwin Dutler vom Fahrgastverband PRO BAHN Schweiz „Zürich, Venedig, Rom, Berlin, Hamburg, Düsseldorf sind Ziele des ÖBB-Nachtzugs“. Er verweist auch darauf, dass die Russischen Eisenbahnen (RŽD) in einen komplett neuen Zug des spanischen Herstellers Talgo investiert haben, der Berlin – Moskau in bemerkenswerten 20 Stunden ohne langen Grenzaufenthalt zurücklegen soll.

Es gibt aber noch sehr viel mehr Relationen, wo sich Nachtverkehre auf der Schiene lohnen würden. Kopenhagen, Barcelona, Amsterdam, Brüssel, Paris, Stockholm, Oslo, Belgrad, Athen und andere sind interessante Ziele. Warum gibt es keine europäische Nachtzuggesellschaft, die solche Verkehre anbietet. Der Erfolg neu eingerichteter Nachtlinien der Fernbusanbieter zeigt deutlich, dass ein Markt für solche Relationen besteht.

Das mangelnde Engagement der europäischen Eisenbahnen wird allerdings durch politische Fehlsteuerungen massiv unterstützt. So zahlen Fernbusse in vielen Ländern keine Maut, die Fahrgäste haben hier nur minimale Rechte, während die Eisenbahnen hohe Trassenpreise zahlen und den Kunden sehr viel mehr Rechte einräumen müssen. Flieger zahlen praktisch keine Energiesteuern (mineralölsteuerfreies Flugbenzin) und haften gegenüber Fahrgästen bei höherer Gewalt nicht, während die Bahnen es müssen.

Josef Schneider, Vorsitzender des Europäischen Fahrgastverbandes kann sich auch vorstellen, dass normale über Nacht verkehrende Fernzüge das Angebot von Schlafund Liegenwagenzügen ergänzen. Ausdrücklich begrüßt wird daher das Angebot von Nacht-ICE durch die Deutsche Bahn AG.

Für Fahrgäste ist es unverständlich, dass die Europäische Union hier nicht mehr Engagement im Sinne der Verbraucher zeigt. Eine Studie, welche Auswirkungen ein europaweites Nachtzugnetz für die Bürger Europas hätte, könnte die Möglichkeiten für eine positive Entwicklung aufzeigen.

Über den Europäischen Fahrgastverband EPF
Der EPF (European Passengers’ Federation) ist der Zusammenschluss europäischer Fahrgastverbände. Der Verband tritt für die Interessen der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel ein. Fahrgastfreundliche Angebote und Förderung umweltfreundlicher intermodaler Mobilitätsketten sind Schwerpunkt seiner Arbeit. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.epf.eu

Über den Fahrgastverband PRO BAHN
Der bundesweit aktive gemeinnützige Fahrgastverband PRO BAHN vertritt die Interessen der Nutzer des öffentlichen Verkehrs. Er arbeitet ehrenamtlich und erstellt Konzepte, ist in offiziellen Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Fahrgastsprechstunden und Automatenschulungen u.v.a. mehr. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.pro-bahn.de